Sinngemäß stand dort zu lesen "Ich möchte meinen 40 Geburtstag mit euch an meinem Lieblingsplatz feiern". Dazu muss man sagen, dass das Geburtstagskind relativ neu in der Familie ist und wir noch nicht wirklich viel voneinander wussten!
Als ich dann die angegebene Website zum "Lieblingsplatz" öffnete, schossen mir zwei Gedanken durch denn Kopf: „super Idee ich mag den Typ schon jetzt“ und „O Gott unsere Familie soll zelten? !“
Dazu muss man sagen, dass im Gegensatz zu meinen Eltern und Großeltern der Rest der Familie Camping mehr oder weniger nur vom Hörensagen kennt :)
Es stand also ein riesen Abenteuer bevor!
Hier der Link zum Campingplatz, damit ihr wisst warum ich von 'Abenteuer' spreche. http://www.bibertours.de/camping-zelthotel.html
An dieser Stelle mal ein ganz dickes Lob an meine Familie, aufgeschlossener und cooler geht nicht! Trotz der Aussicht auf Hardcore-Camping (zumindest für Anfänger) mit voller Vorfreude und ohne Vorurteile dabei!!! :)
Die Vorfreude, ein Wochenende im Zelt zu verbringen, steigerte sich zusehens beim Ausrüstung aus dem Keller kramen und ins Auto packen!
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber für mich ist der Weg auch schon ein Stück Entspannung, egal ob Stau oder Verfahren, gehört alles zum Event und macht Spaß. ;-)
Also ging es rein ins Auto und ab in Richtung Labussee.
Ab Abfahrt Neuruppin Richtung Rheinsberg konnte man schon langsam sehen wie schön die Landschaft in der Gegend ist. Nur der letzte Kilometer zum Campingplatz machte mich etwas nervös. Wir standen an einem Schild, das eindeutig in den Wald zeigte und ich fragte mich, warum mir niemand gesagt hatte, dass ich nicht mit einem tiefergelegten und vollgepackten Golf sondern lieber mit einem Geländewagen kommen sollte. Ihr glaubt nicht um wie viel länger einem tausend Meter vorkommen, wenn man Angst hat der Dame von der Notfallhotline erklären zu müssen, dass die Ölwanne etwa drei Bodensenken vorher liegen geblieben ist und man nun gerne abgeschleppt werden möchte. Aber trotz aller Bedenken standen wir dann mitten im Wald vor einer hübschen Holzhütte.
Der Empfang war freundlich und unkompliziert, "der 40ste Geburtstag! ?", was mehr eine Feststellung als eine Frage war, kam es über den Holztresen. "Genau der!" antwortete ich und wunderte mich über den breit grinsenden jungen Mann, der so gar nicht nach Platzwart aussah. Bei Platzwart muss ich immer an einen grießgrämigen Rentner denken, der die Platzordnung zu jeder Tages und Nachtzeit vorwärts sowie rückwärts auswendig aufsagen kann und diese auch mit allen Mitteln durchsetzt, treu nach dem Motto "Ich mache keine Gefangenen!"
Das liegt sicher an einigen Erfahrungen aus meiner Kindheit ;-)
Die Anmeldung ging also zügig, unkompliziert und super freundlich über die Bühne. Nach einer kurzen Einweisung mit dem Finger auf dem Lageplan und der Bemerkung „sucht euch eine schöne Stelle“, ging es dann auf den Platz. Wobei „Platz“ hier nicht die richtige Beschreibung ist, wir fuhren einfach durch einen schönen Wald richtung See. Keine abgegrenzten Parzellen und geteerte Wege - einfach nur Wald.
So und nun frage ich euch, ist das nicht der Wahnsinn!?
Der Zufall wollte, dass die Gäste fast zeitgleich eintrudelten. Dies führte dazu, dass wir nach einer ausgiebigen Vorstellungsrunde, alle gemeinsam anfingen unsere Zelte aufzustellen und ein emmsiges Treiben entstand. Was für mich hieß, Gestänge aufbauen, kurz den Platz unter der Schlafkabine von spitzen Sachen befreien, Außenzelt drüber und dann erstmal ordentlich abspannen. Beim abspannen viel mir dann auf das dass Treiben um mich rum ins stocken geriet und
ich hörte „das ist doch.... , dass gibt es doch nicht...... , die gibt es noch?!“ Ich lugte hinter meinem Zelt hervor und stellte mit Verwunderung fest, dass einige der Gäste eben auf dieses schauten und dabei breit grinsten.
Ich schaute mich kurz um, um heraus zu finden was bei meinem Zelt anders war. Ok, mein Zelt ist ca. 30 Jahre alt, dass Rot ist mittlerweile zu einem Rosa geworden, Steilwandzelte aus 100% Baumwolle sind auch nicht mehr der letzte Schrei und ich sah überall auf dem Platz Jack Wolfskin und Co. aber das war nicht der Grund warum mein Zelt für Heiterkeit sorgte, es war vielmehr der Herstellungsort. Es wurde, was mir bis dato auch nicht bekannt war, in der Deutschen Demokratischen Republik hergestellt. Was dann für noch mehr Heiterkeit sorgte, war der Umstand, dass ich es vor 30 Jahren in einem Kaufhof In der Bundesrepublik erstanden hatte. Wir waren uns dann relativ schnell einig, dass die Wiedervereinigung, zumindest campingtechnisch wohl schon viel früher stattgefunden haben musste! ;-)
Da das mit dem “lustigem Zelt” nun geklärt war, schaute ich mich etwas auf dem Platz um. Alles was ich sah gefiel mir, aber ich muss an dieser Stelle betonen, dass der Platz nur was für Puristen und Naturliebhaber ist! Dieses Toilettenhäuschen zum Beispiel mag auf den ersten blick vorsinnflutlich anmuten aber es ist ein absoluter Geheimtipp für ein paar absolut entspannende Minuten, es hat ein durchsichtiges Dach!
Man sitzt also nicht einfach so rum und schaut die Tür an sondern hat die Möglichkeit in die Baumwipfel zu schauen, Wolken zu beobachten oder sollte es einen nachts an diesen Ort verschlagen, Sterne zu zählen! Ganz nebenbei ist es auch noch gepflegt und sauber, gleiches gilt auch für das Waschhaus! ;-)
Der erste Abend fand unter Bäumen und dem Sternenhimmel statt. Bei Kerzenschein und einem guten Tropfen entstehen automatisch gute Gespräche und mit den anwesenden fiel es besonders leicht. Leider läuft die Zeit in solchen Momenten viel schneller als normal und ruck zuck war es Zeit in den kuscheligen Schlafsack zu krabbeln.
Und hier noch ein Tipp falls es euch auch mal in die Gegend verschlägt, räumt alle Lebensmittel möglichst geruchsdicht vor dem schlafen gehen weg!!!! Schon bei der Anmeldung wurde wir darauf hingewiesen, dass es Wildschwein, Waschbär und Co des Nachts nach Abwechslung in ihrem Speiseplan gelüstet.
Gegen jede Befürchtung hatten wir eine ruhige und absolut erholsame Nacht und wie jedes Mal fragte ich mich beim Aufwachen, woran es wohl liegt, dass ein bisschen Stoff so eine Geborgenheit vermitteln kann. Egal ob es regnet und die Tropfen auf das Dach trommeln oder die Sonne durch das Blätterdach ein Schattenspiel auf die Zeltplane wirft, man liegt eingekuschelt in seinem Schlafsack und genießt den Moment. Dann folgt etwas das für das (richtige) Campen existenziell, regnet es weiß ich, dass die Welt beschlossen hat, dass ich liegen bleibe und mich entspanne. Scheint die Sonne, hat die Welt beschlossen, dass ich sie erkunden und genießen soll! Ich glaube, das ist auch das ganze Geheimnis beim Campen, nicht ich bestimme wie die Welt zu sein hat, sondern ich lasse mich auf das ein was die Welt für mich bereit hält. Wenn man das begriffen hat und sich darauf einlässt ist Camping etwas für die gestresste Seele.
Noch etwas ganz wichtiges am Morgen, der erste Kaffee!
Ich denke da hat jeder Camper so sein eigenes Ritual, meins besteht aus einem löslichen Kaffee mit viel Milch und Zucker im Stehen vor dem Zelt. Dabei kann man dann den Nachbarn guten Morgen sagen und sich einen entspannten Überblick verschaffen. Nach diesem rituellen Kaffee kam dann ein herrliches Gruppenfrühstück unter dem, vom Sonnenlicht zum Glitzern gebrachtem, Blätterdach. Dabei wurde dann besprochen was für Abenteuer auf uns warten, es war eine Kanutour über den See.
Um die Sache noch etwas reizvoller zu machen, war das Ziel der Tour eine Fischräucherei die sich als äußerst lohnenswertes Ziel herausstellte. Das war echt lecker!!!!
Den Nachmittag verbrachten wir dann an einem abgelegen kleinen Strand mit faullenzen, quatschen und anstoßen ;-)
Am Abend fand dann die eigentliche Geburtstagsparty statt, was soll ich sagen, in dem Ambiente mit Menschen mit denen man einen schönen Tag verbracht hat, das war eine der schönsten Geburtstagspartys auf der ich jemals gewesen bin.
Danke an den Gastgeber!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen